Zementfliesen

Sie schmücken unzählige Hausflure
in Mitteleuropa: mehrfarbige, gemusterte,
ornamentierte Bodenfliesen.
Aber was sind das genau für Fliesen?
Sie schmücken unzählige Hausflure
in Mitteleuropa: mehrfarbige, gemusterte,
ornamentierte Bodenfliesen.
Aber was sind das genau für Fliesen?

Historische Fliesen in den Hauseingängen Mitteleuropas werden oft als Zementfliesen bezeichnet. Jedoch handelt es sich hierbei meist um Steinzeugfliesen, also hartgebranntes keramisches Material.
Zementfliesen finden sich vermehrt in Südeuropa und haben Ihren Ursprung im Mittelmeerraum, weshalb auch oft von „marokkanischen Fliesen“ gesprochen wird. In den 2000er Jahren erfuhren Betonfliesen einen neuen Aufschwung, da sie auf den ersten Blick preiswerter sind.
Steinzeugfliesen finden sich vorwiegend in Gebäuden aus der Gründerzeit und des Jugendstils.Zwischen beiden Fliesentypen gibt es optische Ähnlichkeiten, aber Unterschiede, insbesondere in den Materialeigenschaften. Diese sollen im Folgenden eine Erklärung finden.

Unterschiede zwischen
Steinzeugfliesen und Zementfliesen
im Überblick
HERSTELLUNG

ZEMENTFLIESEN werden ohne Brennen hergestellt. Die Fliese erhält ihre Festigkeit durch die Reaktion mit dem Anmachwasser, d. h. die Hydratation des zuvor beim Brennen des Kalks entwichenen Wassers. In drei Phasen härtet die Zementfliese dann über mehrere Wochen aus.
Diese kalte Reaktion ermöglicht eine bunte Farbpalette bei Zementfliesen. Die Mehrfarbigkeit wird durch den Einsatz von Füllschablonen ermöglicht, in die die flüssige eingegossen wird. Die offenporige Oberfläche muss unbedingt imprägniert werden, dadurch wird auch die Farbbrillanz der Fliesen erst wirksam.

STEINZEUGFLIESEN werden im historischen Trockenpress-Verfahren hergestellt.
Die farbigen Feinsteinzeug-Tone werden von Hand in eine Form gefüllt und als ca. 3 mm dicke Intarsienschicht mit dem Trägergranulat verpresst. Auch hier wird die Mehrfarbigkeit mithilfe von Füllschablonen erreicht. Anschließend werden sie ca. 70 Stunden bei 1200°C gebrannt. Während des Brandes entwickeln sich die Farben und durch die Sinterung – das Verschmelzen und Verfestigen des Tons – ist das Steinzeug anschliessend weitestgehend porenfrei.
Optik

ZEMENTFLIESEN haben eine weiche, seidenmatte Oberfläche und oft intensive Farben. Die optisch „weiche“ Wirkung resultiert aus der Offenporigkeit des Materials. Die Fliesen wirken nicht „strahlend neu“, sondern haben einen leichten Gebrauchscharakter. Diese optischen Eigenschaften bestehen jedoch nicht von Beginn an, sondern erst mit der notwendigen Oberflächenbehandlung nach dem Verlegen. Durch Wachsen oder Ölen kann die Oberfläche unterschiedliche beeinflusst werden. Werksneue, unbehandelte Fliesen weisen noch eine sehr milchige Oberfläche auf. Die Muster haben scharfe Konturen, wie es bei getrockneten und gehärteten Fliesen typisch ist.

STEINZEUGFLIESEN weisen eine ruhigeres Farbspektrum auf. Die Farben bilden sich erst während des Brandes, dabei schmelzen (sintern) die färbenden Bestandteile und nehmen die gewünschte Farbigkeit an. Das Sintern hinterlässt an der Oberfläche mikroskopisch kleine Ausschmelzenden, die durch das Verlegen, verfugen oder spätestens nach der ersten Nutzung abgerieben sind. Dann zeigt die Fliesenoberfläche ihr typisch samtiges Erscheinungsbild. Mit der Zeit bilden die Fliesen eine natürliche Schutzschicht aus und bekommen eine glattere Oberfläche. An dem körnigen Erscheinungsbild der Musterkanten ist das Trockenpressverfahren zu erkennen, bei dem die verschiedenfarbigen Tongranulate nebeneinander verpresst werden.
Material

HISTORISCHE ZEMENTFLIESEN zeigen nach Jahren deutliche Schwächen. Sie wurden um 1900 nur selten als preisgünstiger Ersatz für die hochwertigen keramischen Steinzeugfliesen eingesetzt. Zementfliesen finden sich vermehrt im südlichen Raum und haben Ihren Ursprung im Mittelmeerraum.

HISTORISCHE STEINZEUGFLIESEN halten Dank Ihrer großen Festigkeit bis heute.
Das Material der Steinzeugfliesen hat eine lange Tradition. Schon im alten China wurde es vor über 3000 Jahren hergestellt.
UNTERSCHEIDUNG

ZEMENTFLIESEN bestehen aus verschiedenen Gesteinsmehlen und Zement. Die Fliesen werden nicht gebrannt und nicht glasiert, sondern härten über einen längeren Zeitraum aus. Durch die Offenporigkeit des Materials sind sie empfindlich, deshalb muss die Oberfläche der Fliesen imprägniert werden. Die Verlegung und Pflege von Zementfliesen ist anspruchsvoll.

FEINSTEINZEUG ist, neben dem Porzellan, das widerstandsfähigste keramische Material. Es ist rutschfest, witterungsbeständig, frostsicher, abriebfest, säurefest, unempfindlich gegen Verschmutzungen und innen wie außen vielfältig einsetzbar.
Durch das Trockenpressen und Brennen ist das Steinzeug weitestgehend porenfrei, sodass nichts in den Fliesenköper eindringen kann. Dadurch bedarf die Steinzeugfliese keiner weiteren Oberflächenbehandlung.
VERLEGUNG
ZEMENTFLIESEN können in allen Innen- und kleineren Außenbereichen, sowie auf Fußbodenheizungen verlegt werden. Wichtig ist aber, dass der Untergrund trocken ist, da die Fliesen Feuchtigkeit aufnehmen. Die Verlegung von Zementfliesen ist sehr aufwendig und kostenintensiv.
Die Fliesen werden roh geliefert und sind noch sehr empfindlich. Vor dem Verlegen sollte Zeit zum Trocknen und Akklimatisieren einberechnet werden.
Die Verlegung ist anspruchsvoll, da die Fliesen vor und nachdem Verfugen unbedingt imprägniert werden müssen und sie während dieses Prozesses sehr empfindlich sind. Die Verlegung muss vollkommen trocken geschehen. Alternativ kann für das Imprägnieren auch Wachs oder Öl benutzt werden. In regelmäßigen Abständen müssen die Fliesen neu versiegelt werden. Abhängigkeit vom Untergrund können die Fliesen im Dünn-, Mittel- und Dickbettverfahren verlegt werden.

STEINZEUGLFLIESEN können in allen Innen- und Außenbereichen, sowie auf Fußbodenheizungen verlegt werden. Sie sind sehr hart, widerstandsfähig und frostfest und dadurch optimal für besonders hoch beanspruchte Bereiche geeignet, wie den Hausflur, im Außenbereich für Terrassen und Balkone und für dauerhafte Projekte.
In Abhängigkeit vom Untergrund können die Fliesen im Dünn-, Mittel- und Dickbettverfahren verlegt werden. Eine weitere Vor- und Nachbehandlung der Fliesen ist nicht nötig, sie können sie so, wie sie aus dem Ofen kommen direkt verbaut und beansprucht werden.
REINIGUNG UND PFLEGE

ZEMENTFLIESEN sind pflegeintensiv und nicht säurefest. Für die Reinigung sollten neutrale Reiniger eingesetzt werden, die für Kalk- und Marmorsteine geeignet sind. Alternativ können die Fliesen auch mit Wasser oder Schmierseife gerreinigt werden. Saure und aggressive Reinigungsmittel sind vollständig ungeeignet. Zementfliesen sollten regelmäßig gereinigt und imprägniert werden.

STEINZEUGFLIESEN sind nicht pflegeintensiv.
Der Boden wird im Laufe der Jahre immer pflegeleichter und schöner, was in erster Linie an der Patina liegt, die sich aber erst bilden muss. Bei starker Verunreinigung können sie gut mit einfachen Reinigungsmittleln wie Soda, Seife oder sogar Salzsäure gesäubert werden.